Robur LO 2500 Spezialfahrzeug

Technische Daten

  • Hersteller: VEB Robur-Werke Zittau
  • Baujahr: 1967
  • Leistung: 70 PS (51,5 kW) bei 2800 U/min
  • Drehmoment: 214 Nm bei 1900 U/min
  • Hubraum: 3345 cm3 aus 4 Zylindern
  • Höchstgeschwindigkeit: 84 km/h
  • Kraftstoffart: Ottokraftstoff, MOZ 79
  • zulässiges Gesamtgewicht: 5400 kg bei max. Zuladung von 950 kg

Seit 1888 wurde in Zittau Maschinenbau betrieben - zuerst waren es Textilmaschinen, allerdings kamen schnell Fahrräder dazu, ab 1900 auch mit Motor. 1905 wurde der erste eigene Motor gefertigt. Dieser hatte eine Luftkühlung - ein entscheidendes Merkmal fast aller weiteren Produkte. Ab 1907 wurden dreirädrige Kleinautos und ab 1910 das erste vierrädrige Fahrzeug mit 4 Zylindern und 18 PS gebaut. Während das Werk im 1. Weltkrieg als Rüstungsbetrieb tätig war, wurden in den 1920er Jahren viele Fahrzeuge für die Post gebaut. Während dieser Zeit wurden im ersten Halbjahr Fahrräder und im zweiten Automobile gebaut.
1927 wurde der 4RL der Urgroßvater aller LO eingeführt. Als LKW mit 0,75 - 1 Tonne Zuladung und pressluftgekühltem Motor mit 4 Zylindern gab er den Bauplan für die nächsten über 70 Jahre vor.
Die Modelle wurden größer und stärker und im 2. Weltkrieg wurde der Einheitslaster Granit 1500 für die Wehrmacht gebaut. Im Juli 1945 wurde das Werk fast vollständig demontiert.
1949 wurde die Fahrzeugproduktion im kleinen Rahmen wieder aufgenommen. Nach und nach wurden Pritschen, Koffer- und Kastenwagen, Busse und Krankenwagen, aber auch Sonderaufbauten gefertigt. Die Aufbauten entstanden in Gemischtbauweise.
Die Produktion stieg und die Fahrzeuge wurden größer. 1960 wurde der erste Robur als Frontlenker vorgestellt, der 1961 in Produktion ging. Aufgrund des charakteristischen Gesichts wurde er Fischmaul oder Karpfenmaul getauft.

Mit der Kombinatsbildung wurden dem Robur-Werk alle möglichen Zuliefererbetriebe angegliedert. Dies hatte neben vielen organisatorischen Problemen auch Vorteile. Neben den in großer Stückzahl gefertigten Pritschen gab es auch viele Sonderaufbauten. Da diese praktisch in Handarbeit und einer nach dem anderen hergestellt wurden, waren die Zittauer Autobauer, wenn sie Material bekamen, sehr flexibel.
Weil in den 1960er Jahren die Lebensmittelversorgung in der DDR noch immer nicht in jedem Fall gesichert war, baute Robur auf Basis der Mehrzweckwagen, Backwaren- und Fleischverkaufswagen, um die Versorgung der Bevölkerung sicher zu stellen. Als die Fischereibetriebe an der Ostsee mehr produzierten als sie los wurden, wurde der Beschluß gefasst, dass die Bevölkerung in den küstenfernen Regionen besser mit Fisch versorgt werden solle. Daher baute Robur nun Fischverkaufswagen. Diese Wagen erlangten aufgrund des "Fischmaulgesichts", ihrer Größe und des für einige Bürger ungewöhnlichen Produkts gewisse Berühmtheit.
Unser LO entstand aus dem Aufbau des Fischverkaufswagens 1967 für die Karl-Marx-Universität Leipzig als Meßwagen für Biokybernetik. Möglicherweise handelt es sich dabei um ein Einzelstück. Da das Fahrzeug ein rollendes Labor war, bekam er im Gegensatz zu den Verkaufswagen Allradantrieb.
Unser Wagen leistete seinen Dienst in Leipzig, bevor er 1970 für ein Jahr nach Rostock versetzt wurde. Nach seiner Rückehr lief er bis zu seiner Ausmusterung 1987 an der KMU und war anschließend auf die Rockband "Tarantula" zugelassen. Er wurde im März 1991 stillgelegt und der jetzige Zustand lässt vermuten, dass er da schon recht "runtergerockt" war. Diverse Öllecks und die Menge der leeren Ölflaschen im Fahrzeug lassen Einiges vermuten. Außerdem ist er mit diversen Hecktreffern gesegnet, verfügt allerdings über nachträglich unter dem Heck angebrachte Kufen, um Aufsetzer zu entschärfen.
Die Laboreinbauten waren leider bereits demontiert, Metallfußboden und Aufnahmen für Stützfüße sind jedoch noch vorhanden.

Weiteres