Wartburg 353 Tourist de Luxe

Technische Daten

  • Hersteller: VEB Automobilwerk Eisenach (AWE)
  • Baujahr: 1971
  • Leistung: 50 PS (36,8 kW) bei 4250 U/min
  • Drehmoment: 98,1 Nm bei 3000 U/min
  • Hubraum: 992 cm3 aus 3 Zylindern
  • Höchstgeschwindigkeit: 125 km/h
  • Kraftstoffart: Kraftstoff-/Ölgemisch im Verhältnis 1:50, MOZ 88
  • zulässiges Gesamtgewicht: 1410 kg bei max. Zuladung von 440 kg

Der Wartburg 353 basiert auf dem Wartburg 312, der noch die Karosse des Wartburg 311 aber zu großen Teilen schon die Technik des 353 hatte.
Dies ist durch eine Besonderheit aller Wartburg möglich gewesen. Wartburg haben einen Rahmen und eine aufgesetzte Karosse, die man mit vergleichsweise geringem Aufwand abnehmen kann. Dieser Rahmen macht den Wartburg relativ robust, ein zu seiner Zeit hochgeschätztes Merkmal. Mit Einzelradaufhängung und Schraubenfedern ringsum, ist das Fahrwerk nicht nur damals hochmodern gewesen. Der Frontantrieb und die geräumige Karosse ließen ihn zum Traumauto seiner Zeit werden. Am 1. Juli 1966 erblickte die erste Limousine in Eisennach das Licht der Welt. Der Tourist, wie der Kombi heißt, folgte ihm ein paar Jahre später.
Ein Wartburg Tourist war ein besonders begehrtes Fahrzeug, war er doch das größte frei käufliche Nutzfahrzeug (Die Verteilung von "richtigen" Nutzfahrzeugen war staatlich gelenkt.). Für Handwerker, Eigenheimbauer, Sportler und Musiker war er also erste Wahl. Dieser Umstand macht die "Touristen" heute noch seltener, mussten sie doch Zement, Steine, Heizkörper und sogar Stahlträger schleppen. Die Produktion des Wartburgs war schon für die Limousine extrem aufwändig. Da das Blechpresswerk in Eisennach zu klein war, wurden Blechteile auch in Ludwigsfelde und Zwickau gepresst und die Karosserien der Tourist wurden in Halle gefertigt. Die Heckkarosserie und die Heckklappe sind zur Gewichtseinsparung aus GFK.

Wartburg konnten auf Grund der beengten Verhältnisse im Werk und der vergleichsweise aufwändigen Bauweise nie in ausreichender Stückzahl hergestellt werden, was zu enormen Lieferzeiten führte. Verschlimmert wurde dies noch dadurch, dass - zumindest in den Anfangsjahren - viele Wartburg exportiert wurden. Dies wurde mit den Jahren allerdings immer weniger, da sein Zweitaktmotor bei internationalen Kunden nicht mehr gewünscht wurde. Im Inland spielte dies natürlich keine Rolle. Wenn für die nächsten zwanzig Jahre die Auftragsbücher voll sind, ist der Absatz ja gesichert.

Überhaupt ist der quirlige Dreizylinder-Zweitaktmotor an sich kein schlechter Motor, nur passt er irgendwie nicht zum Auto. Es gab über die Jahre viele Versuche diesen zu ersetzen. Die finale Lösung, den 1,3er VW-Motor, der bei Wartburg für VW gefertigt wurde, in den Wartburg zu verpflanzen, gilt allgemein als unglückliche Lösung.

Außer am Motor gab es im Verborgen jedoch viele Modernisierungen. Als Größte dürfte wohl die Einführung des 353 W am 3. März 1975 gelten. Mit dem W bekam der Wartburg unter anderem Scheibenbremsen, Zweikreisbremse, lastabhängige Bremskraftdosierung für die Hinterachse, Drehstromlichtmaschine, Sicherheitslenksäule, Gurte hinten und ECE gerechte Türschlösser.

Unser Wartburg hatte das Glück, als Familienauto mit seiner Besitzerin alt werden zu dürfen und hat so die Zeit überstanden.
Unser Tourist hatte in der de Luxe-Ausführung eine Reihe von Extras. Leider fehlen an unserem viele de Luxe-spezifischen Zierteile, da er nach einem Unfall eine neue Karosserie erhalten hat und die Zierteile bei der Reparatur wegelassen wurden.

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